Space Mining – Das Ende der Ressourcenknappheit?
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Schätze haben uns Menschen schon immer fasziniert. Sie tauchen regelmäßig in Märchen, Sagen und historischen Dokumenten auf – und Schatzsucher verwenden viel Zeit und Geld, um verborgene Reichtümer zu finden. Der Nibelungenschatz, der Schatz der Tempelritter, oder die auf dem Meeresboden liegenden Galeonen sind berühmte Beispiele dafür. Gemeinsam ist diesen Schätzen, dass wir nicht wissen, wo sie genau zu finden sind oder ob sie überhaupt existieren.
von Prof. Günter Lang, Kühne Logistics University
Aber selbst die größten dieser irdischen Reichtümer verblassen im Vergleich zu den Werten, die wir im nahen Weltraum vermuten. Allein der Wert des Asteroiden «16 Psyche” der zwischen Mars und Jupiter seine Runden um die Sonne dreht, wird auf über 700 Trillionen Dollar geschätzt – das sind etwa 100 Mrd. Dollar für jeden Menschen. Ein wahres Kleinod also. Da im Gegensatz zu den irdischen Schätzen ihre Lage in etwa bekannt ist, liegt es nur an uns, diese Schätze zu heben. Der Schlüssel zur kosmischen Schatzsuche: Space Mining.
Was ist eigentlich »Space Mining«?
In unserem Sprachgebrauch ist der Begriff »mining« (Bergbau) recht eindeutig festgelegt: Die Gewinnung von Bodenschätzen aller Art aus der Erdkruste. Die im Boden vorhandenen Bodenschätze umfassen alle festen, flüssigen oder gasförmigen Rohstoffe, die einen wirtschaftlichen Wert haben. Im deutschen Bergbaurecht ist zudem Erdwärme mit eingeschlossen. Explizit werden über 70 Bodenschätze im deutschen Gesetz genannt, wobei neben Bekanntem wie Eisenerz, Braunkohle oder Gold auch weniger Bekanntes wie Alaun oder Actinium aufgeführt sind. Im Gesetz wird genau aufgelistet, welcher dieser Bodenschätze dem Grundstückseigentümer gehören, und welche als bergfreie Bodenschätze – unter der Beachtung zahlreicher staatlicher Vorschriften – von jedermann abgebaut werden können. Wenn aber Bergbau die Gewinnung von Bodenschätzen aus der Erdkruste meint, dann ist »Space Mining« konsequenterweise die Gewinnung von Bodenschätzen im Weltraum. Dies schließt prinzipiell alle Rohstoffquellen außerhalb der Erde ein, also z. B. auch Exoplaneten oder andere weit entfernte Himmelskörper. Selbst die größten Optimisten denken jedoch erst einmal an unser eigenes Sonnensystem, und hierbei weniger an die Planeten, sondern vielmehr an Asteroiden mit ihren Mineralienschätzen. Häufig wird daher von Asteroidenbergbau gesprochen, wenn über Space Mining nachgedacht wird. Zudem wird auch der Mond als wichtige Rohstoffquelle genannt, da dort reichliche Vorkommen an Wasser und Helium vermutet werden. Helium wird bereits jetzt sehr vielseitig eingesetzt, z. B. in der Lasertechnologie, und könnte als möglicher Brennstoff bei der Kernfusion noch an Bedeutung gewinnen. Wasser ist zwar auf unserem Planeten sehr reichlich vorhanden, jedoch ist der Transport von irdischem Wasser in den Weltraum aufgrund seines Gewichts sehr teuer. Im Weltraum dagegen ist Wasser knapp und somit potenziell wertvoll. Die chemischen Raketentreibstoffe Wasserstoff und Sauerstoff werden aus Wasser gewonnen.Halten wir fest: Weltraumbergbau meint die Gewinnung von Rohstoffen, die entweder auf unserem Planeten oder bei der Weltraumfahrt an sich knapp sind. Im Besonderen sprechen wir von der Nutzung von Rohstoffen in den Asteroiden und in der Mondkruste.
Warum ist Space Mining interessant?
Eine dumme Frage, möchte man meinen, werden doch die irdischen Bodenschätze nach über 6000 Jahren des Bergbaus langsam knapp. Diese Aussage entspricht wohl dem allgemeinen Verständnis über nicht-nachwachsende Rohstoffe. Kritische Zeitgenossen mögen aber zu Recht einwenden, dass dies so nicht richtig ist: Abgesehen von den fossilen Brennstoffen und den vernachlässigbaren Mengen, die wir in den Weltraum schießen, geht zunächst nichts verloren. Die Menge an Kupfer, Nickel oder Gold auf der Erde ist heute noch genauso groß wie in der Steinzeit oder zur Zeit der Dinosaurier. Nur eben anders verteilt – statt in geologisch konzentrierten Lagerstätten, »Anomalien« in der Erdkruste, jetzt fein zerstreut in Myriaden von Geräten, Fahrzeugen, Gebäuden und mehr. Nichts ist verloren gegangen. Genau diese Abnahme der Konzentration ist jedoch der wesentliche Grund, dass wir unser Augenmerk in den Weltraum wenden. Die Gewinnung von Rohstoffen auf der Erde wird immer aufwendiger, da eine ständig zunehmende Masse an Erz gefördert werden muss, um eine Einheit eines Rohstoffs zu gewinnen. Nehmen wir das Beispiel Gold: Um ein Gramm reines Gold zu gewinnen mussten 1920 in den USA etwa 100 Kilogramm Erz gefördert und raffiniert werden. Heute ist dafür eine ganze Tonne Erz notwendig, also eine Steigerung um das Zehnfache über einen Zeitraum von 100 Jahren. Ein Paar Eheringe erfordert somit die Förderung und Aufbereitung von etwa zehn Tonnen an goldhaltigem Erz. Recycling verlangsamt natürlich den Trend dieser abnehmenden Rohstoffkonzentration, kann ihn aber letztendlich nicht verhindern. Zum einen landet nur ein Teil der verarbeiteten Rohstoffe in Recyclinganlagen, zum anderen ist der Recyclingprozess sehr energieintensiv und gerade bei Werkstoffmischungen oft unmöglich oder teurer als der Wert des Rohstoffs. Nehmen wir das Beispiel Photovoltaikmodule, für deren Herstellung jährlich mehr als 3000 Tonnen Silber verwendet werden, was etwa 10 Prozent der Weltsilbernachfrage entspricht. Umgerechnet werden aber pro Solarmodul nur noch etwa fünf Gramm Silber eingesetzt – Tendenz weiter sinkend. Der Energie- und Kapitalaufwand zur Rückgewinnung dieser fünf Gramm Silber ist jedoch so hoch, dass wir das jetzt »verbaute« Silber wohl als verloren betrachten sollten. Es endet als winzige Beimischung im recycelten Glas. Würde dagegen das um den Faktor 70 teurere Gold bei der Herstellung von Photovoltaikmodulen genutzt, dann wäre das Recycling vermutlich attraktiv. Vergleichen wir die Anomalien in der Erdkruste mit den Metallkonzentrationen in den Asteroiden, so wird der Traum eines jeden Bergmanns wahr. Allein der Eisenasteroid »16 Psyche” mit seinen 250 Kilometer Durchmesser und einer Masse von 25 Billiarden Tonnen besteht zu 90 Prozent aus Metallen, vorwiegend Eisen und Nickel, wobei der Nickelanteil auf 20 Prozent geschätzt wird. Dies ist das Zehnfache der besten Lagerstätten auf der Erde. Jede LKW-Ladung mit willkürlich abgebauten Gestein von «16 Psyche” hat derzeit einen Wert von etwa 100.000 Dollar, könnte aber je nach Anteil an Platinmetallen auch leicht auf 150.000 oder 200.000 Dollar steigen. Etwa eine Billiarde solcher LKW-Ladungen können gewonnen werden. Und «16 Psyche” ist nur einer von etwa zwei Millionen Eisenasteroiden in unserem Sonnensystem. Selbst kleine Eisenasteroiden mit einem Durchmesser von nur 100 Metern und einem guten Anteil an Platinmetallen können 50 Milliarden Dollar wert sein. Die Marktkräfte würden dafür sorgen, dass die enormen Metallmengen schonend auf den Markt gebracht werden: Auf dem Weltplatinmarkt werden gerade einmal fünf Milliarden Dollar pro Jahr umgesetzt. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt zu der Reichlichkeit ausgewählter Elemente auf der Erde und im Asteroidengürtel.
Ist Space Mining wirtschaftlich attraktiv?
Beginnt nun ein neuer Goldrausch im Klondyke-Stil? Tatsächlich haben wir im Gegensatz zu den Klondyke-Goldsuchern die Sicherheit, dass diese Schätze existieren, und wir kennen von vielen sogar die Standorte. Allerdings sind diese Standorte nicht ganz leicht zu erreichen. «16 Psyche”, von dem zuvor die Rede war, ist zwischen 300 Millionen und 600 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Das ist mehr als das 1000-fache der Entfernung zum Mond – eine enorme Herausforderung. So ist für 2022 eine NASA Mission zu «16 Psyche” geplant, für die eine Reisezeit von 3,5 Jahren angesetzt ist. Die Sonde wird in einen Orbit um Psyche gehen und zwei Jahre lang Messungen durchführen, bevor der Roboter abgeschaltet wird. Kosten für diese Mission ohne Landung, ohne Rückkehr zur Erde und ohne Abbau von Asteroidenmaterial: etwa eine Milliarde Dollar. Aber es gibt auch schon Erfahrungswerte mit dem Zurückbringen von Material aus dem Weltraum. So bezahlte die NASA umgerechnet mehr als 200 Millionen Dollar, gemessen in heutigen Preisen, pro Kilogramm vom Mond zurückgebrachtem Gestein. Die Sonde Osiris-Rex soll bis 2023 etwa 0,1 Kilogramm Material vom Asteroiden Benno zur Erde zurückbringen. Kostenpunkt: mehr als eine Milliarde Dollar, also zehn Milliarden pro Kilogramm. Zum Vergleich: Rhodium, das teuerste der Edelmetalle, hat gerade einmal einen Marktpreis von 0,5 Millionen Dollar pro Kilogramm. Ist Space Mining also ein Hirngespinst, da unrentabel? Obwohl die zuvor genannten Zahlen wenig Aussagekraft haben, da diese Missionen einen wissenschaftlichen und keinen ökonomischen Charakter haben, ist die mangelnde Wirtschaftlichkeit von Weltraumbergbau derzeit das Haupthindernis. Starten wir von der Erdoberfläche und fliegen zu einem Asteroiden, dann muss zumindest die Fluchtgeschwindigkeit von 11,2 km/s erreicht werden, um das irdische Gravitationsfeld zu verlassen. Das heißt, wir müssen unser viele Tonnen schweres Abbau- und Transportgerät und zusätzlich den Treibstoff auf 40.000 km/h beschleunigen und auf dem Asteroiden landen. Dort angekommen beginnt der eigentlich schwierige Teil: Der Abbau von signifikanten Mengen an Erz, die entweder vor Ort raffiniert oder in roher Form zur Erde gebracht werden. Raffinieren vor Ort wäre natürlich attraktiv, da nur etwa 20 Prozent des Erzes wirtschaftlich interessant sind. Eisen ist so reichlich in der Erdkruste vorhanden, dass Asteroiden-Eisen bestenfalls als Zugabe, aber nicht an sich interessant ist. Das Raffinieren ist jedoch ein komplizierter und energieintensiver Prozess, dessen vollautomatische Umsetzung in mehr als 100 Millionen Kilometer Entfernung äußerst schwierig wird. Also müsste eine Flotte von Transportfahrzeugen gebaut werden, die laufend zwischen Asteroid und Erdorbit pendelt und das Roherz zu einer fliegenden Raffinerie in der Erdumlaufbahn bringt. Gelegentlich ist auch der Vorschlag zu hören, zuerst eine Art Infrastruktur im Asteroidengürtel zu errichten, was konkret die Gewinnung der chemischen Treibstoffe Wasserstoff und Sauerstoff auf wasserreichen Asteroiden meint. Damit könnte dann die Transportflotte betrieben werden. Wirtschaftlich attraktiver erscheint dagegen der Plan, ausgewählte Asteroiden direkt in unsere Nähe, sprich in einen Erdorbit oder alternativ einen Mondorbit zu holen. Hierzu wird ein Raumfahrzeug mit z. B. einem Plasmatriebwerk (= Ionentriebwerk) in einen Asteroidenorbit gesandt, das dann als »Gravitationstraktor« (*siehe Seite 17) die Flugbahn des Asteroiden so manipuliert, dass es letztendlich vom Gravitationsfeld der Erde oder des Mondes eingefangen wird. Zugegebenermaßen ist dies ist ein sehr langsamer Prozess. Bereits bei einem Eisenasteroiden mit sagen wir 100 Meter Durchmesser und 2,5 Millionen Tonnen Masse, also winzig im Vergleich zu 16 Psyche, wird dieser Prozess wohl Jahrhunderte dauern. Ggf. können aber auch mehrere parallel arbeitende Gravitationstraktoren eingesetzt werden. Der größte Vorteil dieser Methode ist, dass komplizierte Landungen auf dem Himmelskörper vermieden werden und dass deshalb die Form und Oberfläche des Asteroiden keine Rolle spielen. Einmal in einem stabilen Erd- oder Mondorbit, z. B. in der Nähe eines geostationären Orbits, hätten wir eine reiche Rohstoffkammer direkt in der Nähe, deren Ausbeutung deutlich einfacher ist als in der Ferne. Der technische Fortschritt in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wird diese Kosten weiter reduzieren. Jeder einzelne dieser neuen Trabanten hätte heute bereits einen Marktwert von 2 bis 50 Milliarden Euro, Tendenz aufgrund der zunehmenden Knappheit in der Erdkruste und wachsenden Umweltauflagen stark steigend. Die Kosten eines solchen Gravitationstraktors sollten, nimmt man das gestoppte »Asteroid Redirection Programm« als Anhaltspunkt, im niedrigen einstelligen Milliardenbereich liegen. Alternativ, aber deutlich aufwendiger, könnte ein Triebwerk direkt auf geeigneten Asteroiden angebracht werden. Letztendlich aber entscheiden die Investoren, ob und wie vorgegangen wird.
Reichlichkeit ausgewählter Elemente in Gramm pro Tonne:
Quelle: Lide, D.R. (2008), CRC Handbook of Chemistry and Physics, Taylor & Francis.
Recht und Gesetz im Weltraum
Der Weltraum gehört niemandem, also gehören die dort gehobenen Schätze demjenigen, der sie hebt. So könnte man meinen. Mancher mag noch hinzufügen: Und selbst wenn es gesetzliche Regelungen gibt, so interessieren mich diese Vorschriften nicht – wer kann mich und mein Raumschiff im Weltraum schon stoppen? Wobei der zweite Gedanke leicht zu widerlegen ist: Spätestens nach der Rückkehr zur Erde greift unser Gesetz. Ähnliches hat das Unternehmen Odyssey Marine Exploration schmerzhaft zu spüren bekommen, als es 2005 die Reste einer gesunkenen spanischen Fregatte fand und die dort transportierten Gold- und Silbermünzen hob. Der Wert des Schatzes betrug damals schon 380 Millionen Dollar, und wäre bis heute auf mehr als 1 Mrd. Dollar gestiegen. Doch die Freude währte nur kurz: Spanien, mit Berufung auf internationales Recht, verklagte das Unternehmen auf vollständige Herausgabe des Schatzes – und bekam Recht. Die vielen Millionen Dollar, die von den Schatzsuchern in das Projekt investiert wurden, waren verloren. Das heißt: Wer irgendwann die Rückkehr zur Erde plant, muss sich um rechtliche Belange kümmern, und nur das Auswandern auf einen Exoplaneten würde vor dem irdischen Rechtssystem schützen. Tatsächlich ist die derzeitige Rechtslage für Space Mining unklar. Der Mondvertrag von 1984, der die Schaffung eines international gültigen Rahmens für die Nutzung von extraterrestrischen Ressourcen vorsieht, wurde nur von wenigen Staaten wie Marokko, Uruguay und Armenien unterzeichnet. Alle derzeit relevanten Nationen fehlen. Es existiert noch der von nahezu allen Nationen angenommene Weltraumvertrag von 1967, der aber im Wesentlichen nur die militärische Nutzung des Weltraums reguliert und darüber hinaus vorsieht, dass die nationalen Regierungen die Aufsicht über kommerzielle Aktivitäten im Weltraum haben. Diese Aufsicht soll in »international verantwortlicher Weise« geschehen. Weitergehende Versuche, eine internationale Vereinbarung zu finden, sind bisher gescheitert. Somit können die einzelnen Länder nahezu unbeschränkt machen, was sie für richtig halten. Tatsächlich haben bisher zwei Länder national gültige Gesetze erlassen, die Sicherheit für Space-Mining-Entrepreneure gewähren und damit Anreize setzen zu investieren: Die USA und Luxemburg. Die EU als Ganzes hat es bisher nicht geschafft, für unseren europäischen Wirtschaftsblock eine Richtlinie oder ein supranationales Gesetz zur Weltraumnutzung zu erlassen. Auch eine globale Lösung wird es in absehbarer Zeit wohl nicht geben: Die USA haben amerikanischen Bürgern und Firmen bereits Rechtssicherheit gewährt, und in China bzw. Russland gehen mögliche Space-Mining-Initiativen in der näheren Zukunft direkt vom Staat aus. Um einen Flickenteppich an nationalen Regelungen zu vermeiden, wäre ein EU-weites Vorgehen, z. B. die Übernahme der Luxemburg-Regelung, dann die zweitbeste Lösung. Schließlich kann die Eroberung des Weltraums nicht von einem Unternehmen oder einem Land allein geleistet werden. Klar ist aber: Die geringe Rechtssicherheit addiert sich zu den enormen technischen und ökonomischen Risiken und Investoren werden abgeschreckt. Klar ist auch: Die Formulierung eines Gesetzes muss so gewählt sein, dass die Erträge heutiger Investitionen auch in ferner Zukunft geschützt sind.
Statt eines Fazits ein Kommentar
Ungeheuer große Schätze sind nicht weit von unserem Planeten entfernt. Auch wenn sie derzeit noch nicht gehoben werden können, so ist doch allein deren Existenz beruhigend für unsere menschliche Zivilisation. Besonders gilt dies für Deutschland, da wir arm an Rohstoffen sind. Damit die Vision von Space Mining innerhalb eines oder zweier Jahrhunderte zur Realität wird, brauchen wir im Wesentlichen drei Dinge: große Energiemengen, langfristiges Denken und auch den Mut zur Unsicherheit. Den Staat benötigen wir lediglich indirekt: Zum einen sollte ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, der nicht durch viele Vorschriften die Innovationskräfte bremst, sondern vielmehr Anreize für den Weltraumbergbau setzt. Zum anderen ist der Staat bei der Grundlagenforschung im Bereich der Nuklearenergie gefragt, z. B. Miniaturisierung von Kernspaltungsreaktoren, Kernfusion, und Radionuklidbatterien. In Deutschland geschieht aber leider genau das Gegenteil: Die erzwungene Abschaltung von Kernkraftwerken weit vor dem Ende ihrer Nutzungsdauer entmutigt die Forschungsanstrengungen zur Weiterentwicklung der Nuklearenergie. Es bleibt zu hoffen, dass Deutschland und Europa die im Weltraum liegenden Chancen nicht verpassen. Arbeiten wir daran!
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Ungeheuer große Schätze sind nicht weit von unserem Planeten entfernt.
* Gravitationstraktor Ein Gravitationstraktor ist ein Raumfahrzeug, das sein eigenes Schwerkraftfeld dazu nutzt, das Zielobjekt abzulenken. Hierzu muss der Traktor in sehr niedrigen Orbit um den Asteroiden, z.B. 100 Meter, gebracht werden. Einmal im Orbit muss die Stärke des Triebwerksimpulses gerade so gewählt werden, dass der Traktor den Orbit zwar nicht verlässt, aber aufgrund der Wechselwirkung mit dem Gravitationsfeld des Asteroiden dessen Geschwindigkeit und somit Kurs ändert. Kritisch für den Erfolg sind die Masse des Traktors, der auch ein im Weltraum eingefangener Felsbrocken sein kann, und die Fähigkeit des Plasmatriebwerks, über Jahrzehnte hinweg den notwendigen Impuls zu liefern. Nukleare Energiequellen sind aufgrund des geringen Raum- und Treibstoffbedarfs sowie der Unabhängigkeit von der Sonnenentfernung die bevorzugte Wahl für den Gravitationstraktor.
Prof. Günter Lang
ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Kühne Logistics Universität in Hamburg. Seine empirisch ausgerichteten Forschungsarbeiten sind konzentriert auf Fragen aus den Bereichen Industrieökonomik, Umwelt- und Ressourcenökonomik, sowie technologischer Wandel.
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