«Ich liebe die Mode, konnte aber irgendwann nicht mehr über die Missstände in dieser Industrie hinwegsehen.» – Ein Interview mit Marie Nasemann

Marie Nasemann setzt sich für etwas ein, was auch heutzutage leider noch ein Nischenprodukt ist: faire Mode, die trotzdem gut aussieht. Hauptberuflich ist sie Model und Schauspielerin, zurzeit auch am Jungen Staatstheater in Karlsruhe. Wir haben mit ihr über ihre berufliche Laufbahn und das Thema Nachhaltigkeit gesprochen.

das Interview führte Sophia Stölting

Seit letztem Jahr arbeitest du am Jungen Staatstheater in Karlsruhe. Hast du dich gut eingelebt? Was gefällt dir an Karlsruhe?

Am besten gefällt mir das stets sonnige Wetter. Die Winter in Berlin sind sehr grau und so habe ich mich jedes Mal gefreut, in Karlsruhe anzukommen.

Bekannt geworden bist du durch die Castingshow Germany’s Next Topmodel (GNTM) – wie kamst du zur Schauspielerei?

Ich habe schon früher viel Theater gespielt und habe nach der Sendung dann die Möglichkeit bekommen, in einer Soap einen Gastauftritt zu spielen. So ging es los mit privatem Schauspielunterricht und ersten Dreherfahrungen. Nachdem ich in der großartigen Inszenierung Call me God am Residenztheater [in München] war, fasste ich den Entschluss, mich fürs Theater ausbilden zu lassen.

Neben der Schauspielerei und dem Modeln, schreibst du auf deinem Blog fairknallt. Was hat es damit auf sich?

Ich liebe die Mode, konnte aber irgendwann nicht mehr über die Missstände in dieser Industrie (Ausbeutung von Menschen, Verschmutzung des Planeten) hinwegsehen. Seitdem schreibe ich auf www.fairknallt.de über faire und nachhaltige Mode und zeige, wie stylisch Ökomode sein kann.

Wie kamst du auf diese Idee?

Ich habe mich durch verschiedene nachhaltige Blogs geklickt, aber habe keinen gefunden, der mich auch fashionmäßig inspiriert hat. Die logische Konsequenz war, selbst einen Blog zu starten.

Welche Tipps hast du für Studenten, die ihr Leben nachhaltiger gestalten wollen?

Zunächst einmal gebe ich immer den Tipp, auf Ökostrom umzustellen. Das ist ein einmaliger Aufwand und man tut jeden Monat etwas Gutes. Unser Fleischkonsum hat einen riesigen Impact auf die Erderwärmung. Also wäre ein Tipp z.B. einen fleischfreien Tag in der Woche einzuführen oder zum Beispiel Hafermilch statt Kuhmilch zu trinken. Ansonsten kann ich empfehlen, sich über Mode zu informieren und nur das zu kaufen, was man wirklich braucht.

Auf Instagram konnte man deine Reise auf Baumwollplantagen in Indien verfolgen. Was hast du von dieser Reise mitgeommen?

Ich habe gelernt, dass selbst die Anbieter, die Bio und Fairtrade Baumwolle herstellen, zehnmal härter arbeiten als wir jeden Tag. Diese Standards sollten absolutes Minimum sein und alles darunter, also der Anbau von normaler Baumwolle, sollte komplett verboten werden. Diese Menschen verdienen nämlich nicht genug, um ihre Familien zu ernähren und sind in keinster Weise rechtlich abgesichert. Noch dazu gehen so viele Giftstoffe in die Böden, dass diese irgendwann komplett unfruchtbar sind.

Was hast du mit fairknallt noch vor?

Ich träume davon, eines Tages eine eigene faire Modelinie zu entwerfen, da ich hin und wieder, z.B. für den roten Teppich, nicht immer bei fairen Labels fündig werde. Außerdem will ich, dass fairknallt inrgendwann international wird, also auf Englisch lesbar ist und dass es auch eine Männerkategorie gibt.

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