100 Jahre zurück – Ein Blick ins Jahr 1923
Anlässlich unseres Titelthemas liegt es nahe, dass wir uns auf eine kleine Zeitreise begeben.
Diese führt uns ins Jahr 1923, ein Jahr mit vielen Entdeckungen und geschichtlichen Ereignissen. Einige davon werden in diesem Rückblick kurz vorgestellt.
von Sara Harbrecht
DAS GRABMAL DES TUTANCHAMUN WIRD ERSTMALS GEÖFFNET
Es war der archäologische Sensationsfund: Das Grab des Pharaos Tutanchamun.
Tutanchamun folgte seinem Vater mit nur 9 Jahren auf den Thron – seine folgenden kurzen Herrschaftsjahre können nicht als besonders ereignisreich angesehen werden. Denn das ägyptische Reich litt noch unter den Nachwirkungen der Herrschaft seines Vaters Echnaton, der unter anderem versuchte, die Religion Ägyptens zu ändern, indem er sich vom bisherigen König der Götter, Amun, abwendete, und begann, den Sonnengott Aton anzubeten. Dadurch wollte er die Amun-Priester entmachten und die Pharaonen wieder an die Spitze der religiösen Tradition setzten.
Mit 18 Jahren starb Tutanchamun plötzlich, die Todesursache ist bis heute ungeklärt. Beigesetzt wurde er hastig – und ebenso schnell vergessen.
Doch wieso war die Entdeckung seines Grabes dann so eine Sensation? Die Erklärung hierfür ist einfach: Das Grab war das bis dato einzige im Tal der Könige, das bis zu seinem Fund nicht ausgeraubt wurde. Gelohnt hat sich somit die jahrzehntelange Suche, auch ganz zur Freude von Lord Carnarvon, dem Geldgeber des Unterfangens. Insgesamt verbrachte der Entdecker des Grabes und britischer Ägyptologe Howard Carter fast ein Jahrzehnt damit, die weit mehr als 5000 Grabbeigaben zu katalogisieren. Besonders bekannt ist wohl auch die Totenmaske, die aus mehr als neun Kilogramm Gold besteht.
BEWEIS DER EXISTENZ VON HIMMELSKÖRPERN AUSSERHALB UNSERER MILCHSTRASSE
Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein beschränkte sich unsere Wahrnehmung des Kosmos auf die Grenzen der Milchstraße. Spekulationen, dass es auch andere Galaxien als unsere eigene im Kosmos gibt, gab es zwar schon, bis dato jedoch ohne jegliche Beweise. Bis der US-amerikanische Astronom Edwin Hubble, das bis dahin größte Teleskop, das Hooker Teleskop, auf die Andromeda-Konstellation richtete. Der sogenannte Andromedanebel wurde jahrzehntelang als Lichtwolke wahrgenommen, doch bei seinen Untersuchungen konnte Hubble einzelne Sterne im Nebel ausmachen. Er untersuchte den Nebel nach *Novae, konnte aber auch *Cepheiden ausmachen. Feststellen konnte er dabei, dass die Cepheiden in Andromeda viel weiter entfernt sind als die der Milchstraße, was ihn zu der Annahme führte, dass es sich beim Andromedanebel um eine eigene Galaxie handeln muss. Aus weiteren Untersuchungen schloss er, dass Millionen weiterer Galaxien außer unserer eigenen vorhanden sein müssen. Hubbles Beobachtungen legten auch den Grundstein für die Urknalltheorie: Im Laufe seiner Untersuchungen stellte er fest, dass sich die Galaxien voneinander fortbewegen. Somit müssen diese Galaxien auch einst von einem gemeinsamen Punkt aus dieser Bewegung gestartet haben, nämlich von dort, wo der Urknall stattfand.
NOBELPREIS FÜR DIE ENTDECKUNG VON INSULIN
Schon vor der offiziellen Entdeckung des *Insulins durch Frederick Banting und Charles Best war bekannt, dass Insulin eine wichtige Rolle bei Diabetes spielt. Einzig die Isolation des Hormons aus der Bauchspeicheldrüse war bis dato nicht gelungen. Banting hatte hierfür einen neuen Ansatz: Er wollte den Eingang der Bauchspeicheldrüse abschnüren, sodass die Inselzellen, die Insulin produzieren, nicht zerstört werden. Um dies auszutesten, benötigte er jedoch ein Labor und einen Assistenten. Beides wurde ihm durch John Macleod vermittelt, der ihm den damaligen Medizinstudenten Charles Best als Assistent zur Seite stellte. Der angestrebte Versuch gelang Banting und Best bereits 1921. Das Insulin konnte isoliert und einem zuckerkranken Tier injiziert werden. Nach weiteren Experimenten mussten die beiden jedoch feststellen, dass die Nutzung von Insulin auf diese Weise nicht möglich ist, da das enthaltene Fremdeiweiß giftig ist. Daraufhin wurde der Biochemiker James Collip konsultiert, dem es gelang, das Fremdeiweiß zu isolieren. Im Jahr 1922 konnte zum ersten Mal ein Patient erfolgreich mit Insulin behandelt werden. Damit begann der Siegeszug des Insulins, das 1923 erstmals auch industriell aus der Bauchspeicheldrüse von Rindern gewonnen werden konnte. Obwohl insgesamt vier Wissenschaftler involviert waren, ging der Nobelpreis für Medizin 1923 nur an Banting und Macleod. Beide teilten ihr erhaltenes Preisgeld jedoch mit Best und Collip, die auch nach Protesten Bantings keinen Preis erhielten
*NOVAE
Singular: Nova. Als Nova bezeichnet man einen Helligkeitsausbruch.
*CEPHEIDEN
Als Cepheiden bezeichnet werden veränderliche Sterne, deren Leuchtkraft sich streng periodisch verändert. Sie dienen der Entfernungsmessung im Kosmos, da bei der Beobachtung der Periodendauer auf die absolute Helligkeit geschlossen werden kann. Aus dem Unterschied der absoluten Helligkeit und der scheinbaren Helligkeit, also wie hell Sterne einem Beobachter auf der Erde erscheinen, kann die Entfernung der Cepheiden bestimmt werden.
*INSULIN
Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und den Blutzuckerspiegel senkt. Bei einem Insulinmangel kommt es zur Überzuckerung des Körpers, ist dies chronisch, kann dies zu Veränderungen der Blutgefäße und des Nervensystems kommen. Menschen, die einen Mangel an Insulin haben, und bei denen es daher zu Stoffwechselstörungen bei der Verarbeitung von Kohlenhydraten kommt, werden als “zuckerkrank” oder als Diabetiker bezeichnet.
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