Wie funktionieren Webseiten? – Der Schatz der Suchmaschine

Warum wird mir bei einer Googlesuche als erstes Wikipedia angezeigt? Wieso muss ich bei meiner Suchanfrage nicht einmal mehr eine Seite anklicken, sondern bekomme meine Informationen schon auf der ersten Seite der Suchergebnisse angezeigt? Und warum landen manche Webseiten ganz oben in meiner Suche und andere auf Seite vier von Google?

von Cosima Ariane Galm

Es ist die Macht des Online-Marketings – die Art und Weise, wie Webseiten aufgebaut werden. Doch wie funktioniert das eigentlich und welchen Wandel durchlebt unsere Marketingwelt in Zeiten der einfachsten Möglichkeiten zum individuellen Erstellen von Webseiten?

Für Onlinemarketing gibt es unzählig viele Wege und Möglichkeiten. Doch alle beginnen mit einem Baugerüst, das der Grundstein jeder Marketingaktion sein muss. Die Rede ist von einer Webseite. Stellen wir uns nun einmal vor, dass wir für das Marketingteam einer Firma arbeiten. Das Unternehmen will ein neues Produkt herausbringen und dies auf ihrer Webseite kommunizieren. Das Erstellen einer solchen Seite ist heutzutage fast schon spielend leicht, wenn man weiß, wie man den ersten Schritt macht. Denn dafür werden weder Programmierkenntnisse noch andere Informatikfähigkeiten benötigt.

Der Grundstein jeder Webseite ist ein sogenanntes Content Management System, kurz CMS. Wie der Name schon verrät, werden mit diesem System die Inhalte einer Webseite gemanagt beziehungsweise erstellt. Dies hört sich alles auf den ersten Blick sehr komplex an, ist es jedoch nicht. Die am häufigsten genutzten Systeme sind WordPress, TYPO3 und Joulaa!. Besonders WordPress und TYPO3 sind beliebt, da diese OpenSource Programme sind und deswegen für jeden kostenlos (jedenfalls die Grundeinstellungen) nutzbar sind. Man sucht sich eine Adresse aus, also www. und so weiter, je nach Motto seiner Seite beziehungsweise seiner Firma. Durch Handbücher und jede Menge Online-Blogs kann man sich bei Fragen an andere Nutzer*innen wenden und sich helfen lassen. Außerdem bieten die meisten CMS viele Erweiterungen, sogenannte Plug-Ins, an, wodurch man seine Seite beliebig optimieren kann. Seien es Formulare auf der Seite, die Möglichkeit mit einem Klick ein Chatfenster zu öffnen oder das Einbinden von kleinen Videos. Alles ist in wenigen Klicks möglich und die CMS selbst sind durch die vielen Hilfestellungen sehr leicht zu bedienen.

Ein Trend, der seit circa zehn Jahren Einzug erhalten hat, sind sogenannte Experience Plattformen, die in einigen Funktionen maßgeblich von CMS abweichen. Als Nutzer*in merkt man schon beim Besuch bestimmter Webseiten, dass sich diese von anderen unterscheiden. So sind die Webseite der Stadt Karlsruhe und die eines beliebigen Onlinehändlers nicht miteinander vergleichbar. Denn besonders Plattformen bedienen sich der Experience Plattformen mit ihren vielen Funktionen, wie den Warenkörben, oder dass sich die Seite die Artikel merkt, die Nutzer*innen zuletzt angesehen haben, um somit den Verkauf zu steigern. Die Inhalte dieser User, Digital oder Costumer Experience Plattformen werden personalisiert und durch die Cookies, die durch einen kleinen Mausklick bestätigt werden, speichert die Seite zahlreiche Informationen. Wie lange war man auf einer Seite, welche Inhalte hat man sich vermehrt angesehen, wo war die Maus am längsten, welche Größe wurde bei welchem Artikel gewählt und so weiter und so weiter. Selbstverständlich bringt dies eine enorme Nutzerfreundlichkeit mit sich und das Onlineshopping wird enorm vereinfacht. Die Kehrseite davon ist, dass man den Betreiber*innen der Seiten unglaublich viele Informationen, die dann für weitere Marktforschung oder zur Verbesserung der Webseite verwertet werden, zugänglich macht.

Doch nun zurück zu unserer Webseite. Bevor man ein Produkt veröffentlicht, und sei es nur eine kleine Seite, muss man sich bewusst machen, für wen man das Ganze macht. Wer soll angesprochen werden, wer ist unsere Buyer Persona, die uns unser Produkt letztendlich (ab)kaufen soll? Oder will man für eine ganze Zielgruppe arbeiten? Bei Marketingkampagnen darf man nicht einfach darauf los designen, erstellen, schreiben oder posten. Man muss sich genaue Gedanken machen, wen man ansprechen möchte. Umso spezifischer der Inhalt einer Seite ist, desto spezifischer weiß man auch, wie etwas aufgebaut sein soll. Besonders beim Vermarkten spezifischer Produkte ist es wichtig, eine genaue Person zu definieren, die die Kundschaft abbildet. Dies ist eine sogenannte Buyer Persona, eine fiktive Person, für die ein Produkt gemacht wird, und die nun angesprochen werden soll. Wenn es allerdings um ein Produkt für eine größere Menge an Kund*innen oder Nutzer*innen geht, wird mit dem Prinzip einer Zielgruppe gearbeitet. Diese wird durch ihre Soziodemografie, ihre Handlungen, die psychologischen Merkmale und ihre Medienaneignung definiert und das Produkt wird auf diese abgestimmt. Beispielsweise ist ein Produkt eines lediglich lokal vertretenen Supermarkts anders zu bewerben, als das einer globalen Firma, welches von Zehntausenden genutzt wird.

Apropos Nutzung, woher weiß ich eigentlich, dass meine Webseite, wie ich sie mir gedanklich vorgestellt oder vielleicht auch inhaltlich schon erstellt habe, überhaupt nutzbar ist? Wie kann ich herausfinden, welches Design nicht nur mir persönlich gefällt, sondern auch benutzerfreundlich ist? Stichworte sind an der Stelle: User Experience und User Design. In den letzten 40 Jahren wurden die Nutzer*innen beim Design immer weiter in den Fokus gestellt, sodass es sich heute aus den Inhalten der Seite und den Bedürfnissen der Nutzer*innen zusammensetzt.

Eine Webseite muss auf die Nutzer*innen zugeschnitten sein, damit diese die Seite sofort intuitiv nutzen können. Alles rund um das Design einer Seite wird dabei als User Interface bezeichnet. Darunter fallen besonders das Screendesign, also die Oberfläche und alles was wir auf der Oberfläche sehen, und das Interaction Design, das sind alle Interaktionen der Oberfläche, sobald etwas geklickt wird. Aber auch das kontextuelle Design, das Umfeld und der Kontext der Nutzung eines Produkts, fallen unter das User Interface. Von der verwendeten Schrift auf einer Webseite, über die Icons und Buttons bis hin zu den Formularen, alles ist Designfrage.

Und wie bereits beschrieben, treffen sich Design und Inhalt bei den Nutzer*innen und somit bei der Nutzerfreundlichkeit, oder Usability genannt. Da es heutzutage so unglaublich viele Produkte und Angebote gibt, setzt sich in der Regel der Anbieter mit der besten Nutzerfreundlichkeit durch. Man muss den Nutzerkontext, also sowohl die physische und psychische als auch die soziale und organisatorische Umgebung beachten. Außerdem die Benutzerprofile, also die Zielgruppe oder Buyer Persona mit ihrem Wissensstand, Erfahrungen und Hintergründen. Hinzu kommen der User Flow, das sind die Art und Weise wie Nutzer*innen eine Seite besuchen und bestimmte Situationen, in denen ein Produkt genutzt wird, sogenannte User Cases. Denn eine Webseite, die auch auf dem Handy besucht wird, sollte eine mobile Version haben. Außerdem sollte eine Webseite auf verschieden großen Computerbildschirmen funktionieren. Die Inhalte sollten sich dabei logisch den unterschiedlichen Größen anpassen.

Ein Moodboard mit einem expliziten Farbdesign, Schriften und Bilderwelten sollten ebenfalls mit einfließen, denn so wirkt die Seite schlüssig. Wenn man einmal darauf achtet, haben sehr viele Firmen bestimmte Farben oder Formen, die nur sie so verwenden. Beispielhaft dafür sind das Coca-Cola-Rot, das Orange von Zalando oder der blaue Schriftzug von Facebook. Diese Farben erkennt man einfach wieder und verbindet sie gedanklich mit dieser Marke. So kann ein einheitliches Design mit Wiedererkennungswert entstehen, das Nutzer*innen an ein Produkt bindet.

Ist man nun an dem Punkt angelangt, an dem ein digitales Produkt, eine Webseite, fertig erstellt wurde, muss man nun dafür sorgen, dass es sichtbar wird. Denn eine Webseite kann noch so gut gemacht sein, wie sie will – wenn sie keiner sieht, war vieles umsonst. Die beliebteste Suchmaschine weltweit ist Google. Schon bei der ersten Suche fällt auf, dass einige Webseiten weiter oben landen und andere viel weiter unten. Woran liegt das genau? Grund für das Ranking sind in erster Linie die unterschiedlichen Klickzahlen einer Seite, also deren Beliebtheit in der Vergangenheit. Zusätzlich möchte Google seinen Nutzer*innen das bestmögliche Surferlebnis bereiten. Aus diesem Grund hat die Suchmaschine eigene Richtlinien, nach denen Seiten bewertet und eingestuft werden. Stichwort für die Verbesserung einer Seite zugunsten der Richtlinien ist SEO. Dies steht für Search Engine Optimization, auf Deutsch Suchmaschinenoptimierung.

Google macht es den Betreiber*innen von Seiten allerdings nicht zu einfach: SEO-Updates sind ziemlich schwer einschätzbar. Neue Regelungen oder Updates werden meist sehr kurzfristig bekannt gegeben und so richtig zu durchschauen sind die Rankingfaktoren meist auch nicht. Allerdings gibt es sehr wohl einige Faktoren, die logisch sind und allen Betreiber*innen klar sein sollten. Zum einen Keywords, also bestimmte Schlüsselbegriffe, die auf der Seite im Text vorkommen und die Google helfen, die Seite einer bestimmten Kategorie zuzuordnen. Wenn man dann als Nutzer*in eines dieser Keywords, die auf der Seite eingebunden sind, in der Suchleiste eingibt, wird diese Seite bei den anderen Suchergebnissen angezeigt. Alles, weil dieses eine Wort verwendet wurde.

Also wenn ich beispielsweise einen Onlineshop habe und dort einen Hamsterkäfig anbiete, dieses Keyword ‚Hamsterkäfig‘ auf meiner Seite oft verwende und dann Nutzer*innen bei ihrer Suche genau dieses Wort eingeben, ist die Chance sehr hoch, dass sie auf meiner Seite landen. Auch der Titel und Untertitel einer Seite sind entscheidend. Gemeint ist damit der kleine Text jeder einzelnen Seite, den man bei den Suchergebnissen angezeigt bekommt. Diese werden händisch geschrieben und sollen den Nutzer*innen einen kleinen Vorgeschmack auf die Seite verschaffen. Außerdem helfen sie Google die Seite einzuordnen, damit sie bei einer Googlesuche dieses Themas angezeigt wird.

Ein weiterer Punkt beim Ranking und dabei ein gesellschaftlich auch sehr wichtiger ist die Barrierefreiheit, auch Accessibility genannt. Dabei sollen alle Nutzer*innen in den Designprozess miteinbezogen werden. Wie oft fragt man sich, wie blinde Menschen das Internet nutzen? Oder Menschen, die gar nicht oder nur funktional lesen und schreiben können? Diese Gruppe an Nutzer*innen ist vielleicht nicht die Mehrheit, trotzdem muss man Design heutzutage so durchdenken, dass es für alle möglich ist. Menschen mit einer Sehbehinderung lassen sich Internetseiten vorlesen. Klingt so einfach und so gut. Doch normalerweise werden auf Seiten auch grafische Inhalte miteinbezogen und was ist mit diesem Content? Für solche Fälle kann man als Betreiber*in einer Seite Meta-Titel, also kurze Beschreibungen, was auf einem Bild zu sehen ist, hinzufügen. Allgemein sollte dabei aber darauf geachtet werden, dass ein fließender Text nicht einfach von einem Bild unterbrochen wird, um das Vorlesen des Textes nicht einfach zu unterbrechen und somit für Verwirrung zu sorgen. Auch bei der Sprache sollte darauf geachtet werden, dass man sie verstehen kann. Natürlich kann man Webseiten für Fachleute oder für bestimmte Randthemen nicht für jedermann überarbeiten, damit es wirklich jeder Laie versteht. Aber man findet auf vielen Webseiten immer häufiger die Funktion »in einfacher Sprache «, damit auch Menschen, die nicht gut lesen können oder die Sprache noch nicht so gut beherrschen eine Webseite nutzen können. Besonders häufig ist diese Funktion auf Webseiten von öffentlichen Ämtern oder Informationsseiten der Coronapandemie zu finden. Außerdem sollten Seiten so aufgebaut sein, dass man sie auch nur mit einer Tastatur oder nur einer Maus bedienen kann, denn einige Menschen mit Handicap können nur mit Maus oder Tastatur arbeiten.

Ein Lichtblick auf dem Weg in die virtuelle Barrierefreiheit ist ein Gesetzesentwurf der Bundesregierung aus dem ersten Quartal des Jahres 2021. Demnach sollen bis 2025 alle Unternehmen auf ihren Webseiten Barrierefreiheit anbieten. Durch die Rankingfaktoren von Google lohnt es sich natürlich, dies schon viel früher anzugehen, aber spätestens dann muss auf Sprache, Bilder, aber auch Farben und einen einfachen Umgang auch ohne Maus oder Tastatur geachtet werden. Eine Suchmaschine bringt viele Hürden mit sich. Wenn man selbst einmal eine Seite erstellt hat, steht man oft vor der Frage, warum diese so angezeigt und eingestuft wird. Doch die Suchmaschine birgt auch viele Schätze in sich. Man kann sie für sich arbeiten lassen und vor allem bei der Barrierefreiheit sieht man, wie wichtig sie für uns ist. Oft denkt man, dass Design nur mit realen Produkten wie Kleidung zu tun hat oder, dass doch jeder einfach etwas im Internet nachschauen kann. Doch wenn man sich einmal damit beschäftigt, merkt man, dass wir mitten im Prozess stehen, damit das Internet für jeden nutzbar wird, denn es ist ein Schatz unserer Zeit.

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