Bunte Blüten – von falschen Fünfzigern und sagenumwobenen Wächterinnen

Wer falsche Banknoten oder Münzen – im Volksmund auch „Blüten“* genannt – herstellt oder in Umlauf bringt, macht sich strafbar. Doch nicht nur für Fälscher sind die Folgen gravierend: Wer Falschgeld annimmt, erhält keinen Ersatz und muss bei wissentlicher Weitergabe selbst mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Doch woran erkennt man einen „falschen Fünfziger“? Und wie viele Fälschungen gibt es?

von Malin-Alice Merget

Wie verbreitet sind gefälschte Banknoten und Münzen?

Wer in den Medien von „Movie Money“ liest, einem Spielgeld für Filmzwecke, mit dem z. B. Gäste des Münchener Oktoberfestes zu bezahlen versuchten, von finsteren Darknet-Kanälen, über die Falschgeld angeboten wird, und von der berüchtigten ­Napoli-Gruppe, die von Neapel aus falsche Banknoten in Umlauf bringt – der mag sich fragen, wie hoch die Gefahr ist, dass er selbst Falschgeld untergeschoben bekommt .

Hier hilft ein Blick auf die Zahlen weiter: Im deutschen Zahlungsverkehr konnten im Jahr 2019 rund 55 200 falsche Euro-Banknoten mit einem Nennwert von ca. 3,3 Millionen Euro sichergestellt werden. Rechnerisch entfielen auf 10 000 Einwohner somit knapp sieben falsche Banknoten pro Jahr. Falsche Euro-Münzen kommen seltener vor als falsche Euro-Banknoten: Rund 42 100 gefälschte Münzen mit einem Nennwert von ca. 79 000 Euro wurden 2019 in Deutschland angehalten. Folglich entfielen rund fünf falsche Münzen auf 10 000 Einwohner. Sowohl die Anzahl gefälschter Banknoten als auch die Anzahl gefälschter Münzen ist in Deutschland damit verhältnismäßig niedrig.

Doch wie sieht es im gesamten Euroraum aus? Dort wurden im Jahr 2019 gefälschte Banknoten im Wert von ca. 29,2 Millionen Euro registriert. Der auf Deutschland entfallende Anteil am
Falsch­geldaufkommen im Euroraum belief sich auf rund zehn Prozent . Vor dem Hintergrund, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2019 rund 29 Prozent der Wirtschaftsleistung des Euroraums ausmachte , kann der deutsche Anteil am Falschgeldaufkommen als gering eingestuft werden .

Die beliebtesten Fälschungen

Die Redensart vom „falschen Fünfziger“ kommt nicht von ungefähr: In Deutschland war die 50-Euro-Banknote in fast jedem Jahr seit Einführung des Euro-Bargeldes die am häufigsten gefälschte Banknote. Doch auch die 20-Euro-Banknote ist ein beliebtes Fälschungsobjekt. Dagegen werden Banknoten mit einem geringen Nennwert (bis 10 Euro) oder einem sehr hohen Nennwert (ab 100 Euro) deutlich seltener gefälscht. Falsche Euro-Münzen wurden in Deutschland im Jahr 2019 ausschließlich im Bereich der drei höchsten Stückelungen registriert. Davon entfielen die mit Abstand meisten Fälschungen auf die 2-Euro-Münze.

„Fühlen – Sehen – Kippen“: Falschgeld entlarven leicht gemacht

Auch wenn das Falschgeldaufkommen in Deutschland vergleichsweise gering ist, sollte jeder Falschgeld erkennen können, um sich vor wirtschaftlichen Schäden und strafrechtlichen Konsequenzen zu schützen. Für die sogenannte „Europa-Serie“ wurden Euro-Banknoten mit Sicherheitsmerkmalen auf dem höchsten Stand der Technologie entwickelt. Diese besonderen Banknoten erleichtern Bürgerinnen und Bürgern die Echtheitsprüfung und machen Geldfälschern das Handwerk noch schwerer als zuvor.

Die Banknoten der Europa-Serie wurden schrittweise eingeführt: Der neue 5-Euro-Schein machte im Jahr 2013 den Anfang; ihm folgten der 10-Euro-Schein (2014), der 20-Euro-Schein (2015) und der 50-Euro-Schein (2017). Mit der Ausgabe des neuen 100- und 200-Euro-Scheins (2019) war die Serie schließlich komplett. Den Erfolg der neuen Banknoten-Serie im Kampf gegen das Falschgeld zeigen auch die Statistiken. Zwar stieg das
Falschgeldaufkommen in den Jahren 2014 und 2015 noch an. Dies lag u. a. wahrscheinlich daran, dass Fälscher ihre Vorräte an alten Banknoten noch zeitnah in Umlauf bringen wollten. Doch die Anzahl der beiden häufigsten Fälschungen war seit ihrer Erneuerung 2015 (20-Euro-Schein) bzw. 2017 (50-Euro-Schein) deutlich rückläufig.

Pate für die neue Banknoten-Serie steht die phönizische Prinzessin Europa . Der griechischen Sage nach verführte sie mit ihrer Schönheit den Göttervater Zeus zu einem Besuch auf der Erde in Stiergestalt. Daraufhin bestimmte Aphrodite, die Göttin der Liebe, dass der Kontinent Europa nach der Schönen benannt wurde, um deren Namen für immer unvergessen zu machen. Die Prinzessin erscheint als Porträt-Wasserzeichen und als Por­trät-Hologramm auf den Banknoten der Europa-Serie und „bewacht“ Europas gemeinsame Währung so vor Fälschungen .

Doch neben Porträt-Wasserzeichen und Porträt-Hologramm gibt es noch viele weitere Sicherheitsmerkmale, die anhand der Kombination „Fühlen – Sehen – Kippen“ überprüft werden können. Betrachtet man eine Banknote im Gegenlicht, sollte auf der Vorderseite links im Weißfeld das Porträt der Europa, die Wertzahl und das Architektur-Motiv erscheinen. Im Sicherheitsfaden der Banknote sollten außerdem kleine Euro-Symbole und die Wertzahl erkennbar sein. Bei den Banknoten ab 20 Euro ist im Fenster des silberfarbenen Hologrammstreifens auf der Vorderseite zudem das Porträt der Europa im Gegenlicht sichtbar.

Euro-Banknoten können nicht nur durch Fühlen und Sehen, sondern auch durch Kippen auf Echtheit überprüft werden. Ist der Schein echt, wandert ein Lichtbalken in der Smaragdzahl auf und ab und die Zahl wechselt ihre Farbe von smaragdgrün zu blau. Außerdem erscheint beim Kippen im Porträt-Hologramm ein Euro-Symbol, das Porträt der Europa, das Architektur-Motiv und die Wertzahl. Auch der Glanzstreifen auf der Rückseite der Banknote hilft bei der Prüfung auf Echtheit. Dieser golden schimmernde Streifen wird nur beim Kippen sichtbar und enthält sowohl kleine Euro-Symbole als auch die Wertzahl.

Empfehlenswert ist, möglichst viele der Sicherheitsmerkmale zu überprüfen. Denn meist konzentrieren Fälscher sich darauf, nur eines oder wenige Merkmale zu imitieren und vernachlässigen dafür andere.

Beim Fühlen ist schon der erste Eindruck entscheidend: Echte Banknoten werden auf ein Spezialpapier aus Baumwollfasern gedruckt, das sich besonders charakteristisch und griffig anfühlt. Außerdem sind die Abkürzungen für die Europäische Zen­tralbank, die Striche und das Architektur-Motiv sowie die große Wertzahl auf der Vorderseite echter Banknoten fühlbar erhaben.

Mit zunehmendem Nennwert der Banknoten steigt die Anzahl der Sicherheitsmerkmale. So lassen sich Banknoten ab einem Nennwert von 20 Euro nicht nur anhand der gemeinsamen Sicherheitsmerkmale aller Euro-Banknoten, sondern auch anhand zusätzlicher Merkmale auf Echtheit prüfen. Beispielsweise wurde in den Hologramm-Streifen des 100- und 200-Euro-Scheins ein Satelliten-Hologramm aufgenommen: Darin kreisen kleine Euro-Symbole wie Satelliten um die Wertzahl. Beim Kippen der Banknote ist diese Bewegung erkennbar.

Um gefälschte Euro-Münzen zu entlarven, sollte man wie bei Banknoten stets mehrere Merkmale überprüfen. Ein wichtiges Sicherheitsmerkmal von Euro-Münzen ist die Qualität ihrer Prägung. Echte Münzen haben eine qualitativ hochwertige Prägung, sodass sich das Münzbild klar von der übrigen Münzoberfläche abhebt. Alle Konturen – auch die Riffelung am Rand der Münze – treten deutlich und scharf hervor. Gefälschte Münzen weisen dagegen häufig ein verschwommenes Münzbild und einen unsauber geprägten Münzrand auf. Neben der Prägequalität ist die Farbe der Münzen entscheidend. So wirken falsche Münzen häufig fleckig, weil sich die Beschichtung abnutzt und das andersfarbige Grundmaterial hervortritt. Diese Farbveränderungen sind vor allem an den erhabenen Teilen der Münze erkennbar. Ein weiteres Sicherheitsmerkmal von Teilen der Euro-Münzen sind die magnetischen Eigenschaften, die mit einem Magnettest überprüft werden können. Bei echten 1- und 2-Euro-Münzen ist der innere Münzkern schwach magnetisch, sodass die Münze bei leichtem Schütteln schnell wieder vom Magneten abfällt. Der äußere Münzring von echten 1- und 2-Euro-Münzen sowie die echten 50-, 20- und 10-Cent-Münzen sind nicht magnetisch. Handelt es sich aber um falsche 1- und 2-Euro-Münzen, sind diese oft entweder stark magnetisch oder gar nicht magnetisch.

Abbildungen / Deutsche Bundesbank

Mit der Deutschen Bundesbank im Einsatz gegen Falschgeld

Wer nach Überprüfung der Merkmale sicher ist, falsche
Euro-Banknoten bzw. -Münzen zu besitzen, sollte diese umgehend bei der Polizei abgeben. Um die Ermittlungen zu unterstützen, sind Angaben zur Herkunft des Geldes hilfreich. Außerdem sollte das Falschgeld möglichst wenig berührt werden, um etwaige Fingerabdrücke nicht zu verwischen. Wer vermutet, Falschgeld untergeschoben bekommen zu haben, sich aber nicht sicher ist, sollte die verdächtigen Münzen und Banknoten zur Prüfung bei der jeweiligen Geschäftsbank abgeben oder bei einer der 35 Filialen der Bundesbank einreichen. Die Experten der Bundesbank überprüfen dann, ob der Verdacht gerechtfertigt ist. Neben dem eingereichten verdächtigen Bargeld wird das gesamte bei den Bundesbank-Filialen eingezahlte Bargeld regelmäßig auf Echtheit geprüft.

Falls die Prüfung ergibt, dass Falschgeld vorliegt, wird in der ­Falschgeldstelle ein Gutachten erstellt und die Fälschung aufbewahrt. Kommen die Fälscher vor Gericht, kann das Falschgeld als Beweismittel verwendet werden. Außerdem erfassen die Experten der Bundesbank die Ergebnisse der Falschgeldprüfung in einer europaweiten Datenbank. So arbeiten die Zentralbanken und Polizeibehörden des Euroraums bei der Falschgeldbekämpfung eng zusammen.

Die Bundesbank bietet durch ihre Filialen beispielsweise für den Einzelhandel unentgeltliche Schulungen an. Die Teilnehmer dürfen typische Fälschungen untersuchen und lernen Wege kennen, um sie zu enttarnen. Wer sich von zu Hause aus informieren möchte, kann das interaktive Lernprogramm „Falschgeld erkennen“ auf der Bundesbank-Homepage nutzen und kostenloses Informationsmaterial bei der Bundesbank bestellen. Für alle Fragen, die dann noch offenbleiben, steht die Falschgeld-Hotline der Bundesbank unter der Telefonnummer 06131/ 377-4488 zur Verfügung.

* BUNDESBANK
Die Bundesbank ist die unabhängige Zentralbank Deutschlands und gestaltet die Geldpolitik des Eurosystems mit. Ihre weiteren Kernaufgaben sind die Wahrung eines stabilen Finanz- und Währungssystems, die Bankenaufsicht, der bargeldlose Zahlungsverkehr sowie die Bargeldversorgung einschließlich der Falschgeldbekämpfung.

* BLÜTEN
Im Bundesbank-Jargon versteht man unter „Blüten“ ausschließlich veränderte Banknotenabbildungen, d. h. keine 1:1-Fälschungen von Banknoten.

Malin-Alice Merget

studierte Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Accounting und Finance, u. a. an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Seit 2020 ist sie Bundesbank-Referendarin und aktuell im Bereich Kommunikation tätig.

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