Künstliche Intelligenz – Der bessere Mensch?

Bei dem Begriff Künstliche Intelligenz (KI) denken viele Menschen sofort an Filme wie I, Robot, Matrix, Terminator oder Blade Runner – Filme, in denen Künstliche Intelligenz stark negativ konnotiert ist. Meist werden die Szenarien solcher dystopischen Science­-Fiction-Filme als realitätsfremd abgetan – jedoch werden wir auch in unserem Alltag immer häufiger mit KI konfrontiert. Was also ist Künstliche Intelligenz? Und wo begegnet sie uns im alltäglichen Leben?

von Laura Jörger

Montag, 6.00 Uhr: Das Klingeln meines Weckers lässt mich aufschrecken. „Guten Morgen Laura“, höre ich vom anderen Ende des Zimmers. „Guten Morgen Alexa*, wie ist das Wetter?“, frage ich. „Die Temperatur liegt heute zwischen drei und sieben Grad. Es ist sonnig, gegen Abend ziehen Wolken auf und es wird regnerisch.“ Wer nun denkt, ich würde mich mit meiner Mitbewohnerin namens Alexa unterhalten, liegt falsch. Alexa ist eine Künstliche Intelligenz, ein Sprachassistent von Amazon. „Sie“ soll meinen Alltag erleichtern, indem sie mir beispielsweise das Wetter voraussagt, mir Rezepte vorliest oder meine Lieblingsmusik abspielt. Künstliche Intelligenzen wie Alexa sind ein Teilgebiet der Informatik. Das Ziel dabei ist, die Intelligenz der Menschen auf eine Maschine zu übertragen. Das bedeutet, es werden Maschinen erschaffen, die eigenständig Probleme lösen können.

Wie hat sich Künstliche Intelligenz entwickelt?

Die Geschichte der Künstlichen Intelligenz reicht weit zurück, da sie auf vielen vorherigen Erfindungen aufbaut. 1950 wird als Geburtsstunde der KI-Erforschung gesehen. Der britische Mathematiker Alan Turing veröffentlichte in diesem Jahr seinen Aufsatz Computing Machinery and Intelligence, in welchem er seinen berühmten „Turing-Test“ erläutert. Während des Tests kommuniziert eine Person mithilfe eines Computers und einer Tastatur mit zwei ihr unbekannten Partnern, ohne diese zu sehen oder zu hören. Die Testperson stellt Fragen und soll aufgrund der gegebenen Antworten erkennen, bei welchem der beiden Gesprächspartner es sich um einen Menschen und bei welchem es sich um eine Maschine handelt. Die Maschine besteht den Test und kann als Künstliche Intelligenz bezeichnet werden, wenn die Person nicht in der Lage ist, die Antworten der Maschine von denen des Menschen zu unterscheiden. Das Forschungsprojekt „Dartmouth Conference“, das im Juli 1956 am Dartmouth College in New Hampshire stattfand, läutete KI als akademisches Fachgebiet ein. Die Konferenz wurde von den vier Initiatoren John McCarthy*, Marvin Minsky, Nathaniel Rochester und Claude Shannon durchgeführt. In McCarthys Antrag zur Konferenz tauchte der Begriff der „artificial intelligence“ erstmals auf. Die Wissenschaftler diskutierten mit weiteren Vertretern aus den Bereichen der Computerwissenschaften, Mathematik, Philosophie und Linguistik Themen wie automatische Computer, neuronale Netzwerke und Selbst-Verbesserung.

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Künstliche Intelligenz und deren Erforschung immer weiter. Heute werden wir beinahe täglich mit KI konfrontiert, oft ohne es zu erkennen.

Wo findet man Künstliche Intelligenz?

Ich mache mich auf den Weg zu meinem Sprachkurs, in der linken Hand einen Kaffee, in der rechten Hand mein Smartphone. In den Smartphones steckt immer häufiger Künstliche Intelligenz. Einige Hersteller werben schon jetzt mit neuartigen Prozessoren, die über eine KI Einheit verfügen und das Smartphone so zu einer intelligenten Maschine werden lassen. Im Kurs angekommen, kommt mein Smartphone sofort wieder zum Einsatz, denn ich suche in einem Online-Übersetzer eine Vokabel. Seit 2016 arbeitet das Übersetzer-Programm von Google mit einer KI. Diese soll die Fehlerquote senken und so das beliebte Produkt verbessern. Durch das Erschaffen eines künstlichen neuronalen Netzwerks, welches den menschlichen Nervenzellen im Gehirn stark ähnelt, möchte Google die Qualität der Übersetzungen an die einer menschlichen Übersetzung annähern. Als ich das Gebäude verlasse, fallen mir die Überwachungskameras am Eingang auf. Auch im Bereich der Sicherheitstechnik spielt KI eine wichtige Rolle. Überwachungskameras sind mithilfe der fortschrittlichen Technologie in der Lage, einzelne Personen schneller in großen Menschenmengen zu finden. Sobald sie verdächtige Bewegungsmuster erkennen, machen sie das Sicherheitspersonal darauf aufmerksam. Große Veranstaltungen und öffentliche Einrichtungen können so besser und zuverlässiger überwacht werden.

Die Angst vor intelligenten Maschinen

Große Neuerungen und Entwicklungen stehen meist einer gewissen Skepsis gegenüber. Viele Menschen haben Angst, dass Künstliche Intelligenz weitreichende negative Folgen haben kann. Eine Umfrage der digitalen Kommunikationsagentur Syzygy AG, die im Oktober 2017 veröffentlicht wurde, belegt diese These. Sie befragten hierbei jeweils 2.000 Menschen aus Deutschland, Großbritannien und den USA zum Thema Künstliche Intelligenz. Vor allem Menschen, die zwischen 1981 und 2000 geboren wurden, sorgen sich vermehrt um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Sie befürchten von intelligenten Maschinen ersetzt zu werden, da diese gewisse Aufgaben möglicherweise besser und präziser erledigen.

Des Weiteren sehen viele ihre Privatsphäre durch den erhöhten Einsatz von KI gefährdet. Ebenso besteht die Angst, dass Künstliche Intelligenz in den falschen Händen verheerende Auswirkungen haben kann. Auch der britische Physiker Stephen Hawking* sieht Gefahren durch KI. In seiner Ansprache auf dem Web Summit 2017 in Lissabon sagte er dazu: „Erfolgreiches Schaffen einer effektiven Künstlichen Intelligenz könnte das größte Ereignis in der Geschichte unserer Zivilisation sein. Oder das Schlimmste. Wir wissen es nur nicht. Wir können also nicht wissen, ob uns die Künstliche Intelligenz unendlich helfen wird, ob sie uns ignoriert und beiseiteschiebt oder ob sie uns möglicherweise zerstört.“ Hawking fordert eindeutige rechtliche Grundlagen für KI und bedachte Vorgehensweisen sowie effektives Management von Seiten der Entwickler. „Wir müssen uns lediglich der Gefahren bewusst sein, sie identifizieren, die bestmögliche Vorgehensweise und das bestmögliche Management anwenden und uns rechtzeitig auf die Folgen vorbereiten“. Ist dies der Fall, kann seiner Meinung nach eine Künstliche Intelligenz geschaffen werden, die harmonisch mit den Menschen arbeitet.

*ALEXA
Alexa („Amazon Echo“) ist ein intelligenter persönlicher Assistent des Unternehmens Amazon.com. Durch internetbasierte Sprachsteuerung kann der Besitzer auf verschiedene Dienste von Amazon oder Drittanbietern zugreifen.

*JOHN MCCARTHY (1927-2011)
John McCarthy war ein US-amerikanischer Logiker und Informatiker. Er verwendete 1955 erstmals den Begriff der „artificial intelligence“ und definierte sie als „Wissenschaft und Technologie zur Schaffung intelligenter Maschinen“.

*GOOGLE-KI
Der Übersetzer von Google arbeitet seit 2016 mit einem neuronalen Netzwerk, welches alle 103 Sprachen des Programms beherrscht. Das intelligente Programm kann sogar Eingaben übersetzen, die im Satz die Sprache wechseln.

*STEPHEN HAWKING (1942-2018)
Stephen William Hawking war ein britischer Physiker. Er gilt weltweit als einer der wichtigsten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Er äußerte immer wieder Kritik in Bezug auf Künstliche Intelligenz und warnte vor ihren möglichen Folgen.

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