CO2-neutrale Welt…
Das gesamte Leben auf der Erde ist abhängig vom Kohlendioxid (CO2). Das Treibhausgas ist eine lebensspendende Energie und lebensgefährliche Bedrohung. Es kommt in der Natur vor und es wird durch Menschen zusätzlich produziert. Sollte das Leben auf der Erde erhalten werden, muss die anthropogene – durch Menschen hervorgerufene – Emission des Treibhausgases neutralisiert werden. Die Geschichte und die aktuellen politischen Ereignisse zeigen einerseits, wie komplex und schwierig die Bekämpfung der menschlichen CO2-Abhängigkeit ist, aber bringen auch Hoffnung… die Vision der Zukunft ohne anthropogenes CO2 ist real.
von Sylwia Weronika Wąs
Ohne Kohlenstoffdioxid (CO2) ist das Leben auf der Erde unmöglich. Der Kohlenstoff bildet eine Basis für das gesamte Leben und ist in allen Teilsystemen der Erde in verschiedenen Formen gebunden. Insgesamt beträgt die natürliche Kohlenstoffmenge auf der ganzen Welt 75 Mio. Gigatonnen. Gespeichert im Wasser, im Boden, in der Luft und auch in jedem Lebewesen, bewegt sich der Kohlenstoff fortwährend zwischen den Erdsphären in einem geschlossenen System. In dem sogenannten Kohlenstoffzyklus spielt die Stabilität wie in jedem System eine wichtige Rolle. Bei stabilen Systemen ist die Struktur unveränderbar und die Menge und Wechselwirkungen der vorhandenen Elemente bleiben konstant. Schon geringe Änderungen in einem System, die meist von außen stammen, führen zur Instabilität und schließlich zu einem Wandel.
Seit der industriellen Revolution, also seit über 200 Jahren, greift der Mensch in das natürliche System ein. Durch die Verbrennung fossiler Energieträger, das Transportwesen, industrielle Prozesse und den Konsum gelangen größere Mengen von CO2 in die Atmosphäre. Das Phänomen wird zusätzlich durch Entwaldung, rasante Änderung der Landnutzung und auch durch Umweltkatastrophen verstärkt. Die gesamte Entwicklung und Vernetzung der globalen Bevölkerung ist stark von CO2-Emissionen abhängig. Der Klimawandel ist heutzutage sichtbar und spürbar. Die Erhöhung der Erdtemperatur und die Umweltverschmutzung, welche durch das von Menschen produzierte CO2 verursacht werden, senken nicht nur die Lebensqualität, sondern stellen auch eine wahre Bedrohung für die gesamte Existenz dar. Die globale Erwärmung ist ein Fakt und „Je früher, je entschlossener wir handeln, desto mehr Zeit bleibt uns für die notwendigen technischen und gesellschaftlichen Anpassungen“, betont Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamts. Allerdings ist diese Erkenntnis nicht neu.
Lange Geschichte der Theorie der globalen Erwärmung
Die Theorie der globalen Erwärmung, die schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Jean Baptiste Fourier aufgestellt wurde, hat eine lange Geschichte und ist von Kritik und Skeptizismus geprägt. Die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts legte einen stärkeren Fokus auf die Bestimmung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre, jedoch führten Misserfolge zu falschen Erkenntnissen. Die Forscher gingen davon aus, dass die Konzentration des CO2-Gases von Ort zu Ort variierte und die anthropogene Emission des Stoffes von den Weltmeeren absorbiert wurde.
Erst im Jahr 1958 lieferte der US-amerikanische Klimaforscher Charles David Keeling eindeutige Beweise zu der umstrittenen Theorie und bestätigte, dass dabei auch die menschlichen Aktivitäten eine entscheidende Rolle spielen. Keeling war überzeugt, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre konstant sei und durch regelmäßige Messungen des Treibhausgases an verschiedenen Orten auf der Welt gelang es ihm, den genauen CO2-Gehalt zu messen. Die Daten, die Keeling über Jahre sammelte, wurden in der weltbekannten Keeling-Kurve abgebildet. Charles Keeling wurde für seine Verdienste im Jahr 2001 mit der „National Medal of Science“ ausgezeichnet. Charles David Keelings messtechnischer Beleg des globalen Anstiegs der atmosphärischen Kohlenstoffdioxid-Konzentration war der Ausgangspunkt für die heutigen großen Sorgen wegen der globalen Erwärmung. „Es ist der wichtigste Datensatz des zwanzigsten Jahrhunderts im Hinblick auf Umweltbelastungen“, so Charles F. Kennel, der US-amerikanische Physiker und Umweltwissenschaftler. Die Entwicklung der Forschung bewegte die globale Politik und 1979 fand die erste Weltklimakonferenz statt. Die Theorie der globalen Erwärmung wurde anerkannt und das Weltklimaforschungsprogramm wurde initiiert.
Die wachsenden Probleme, die durch die globale Erwärmung verursacht wurden, setzten die politischen Entscheidungsträger unter Druck. Da die Politik unschlüssig war, wurde ein unabhängiges Expertengremium ins Leben gerufen. Der heute sogenannte „Weltklimarat“ (IPCC = Intergovernmental Panel on Climate Change) wurde 1988 offiziell gegründet und liefert der Politik die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Klimawandel. Das Gremium kann nicht direkt die politischen Entscheidungen beeinflussen, aber die Organisation ist in der Weltpolitik ein bedeutsamer Akteur. Die Sachberichte des IPCC aus den 1990er Jahren erklären, dass der Klimawandel durch menschliche Aktivitäten hervorgerufen wurde und die gesammelten Daten beweisen diese Hypothese.
Die Welt entscheidet sich für das Zwei-Grad-Ziel, eine akzeptable und sichere Grenze des gefährlichen Klimawandels. Sollte die globale Temperatur um mehr als zwei Grad steigen, wird die Menschheit mit kaum einschätzbaren Konsequenzen rechnen müssen. Der Weltklimarat hat das CO2-Budget auf 2.900 Mrd. Tonnen des Treibhausgases eingeschätzt. Das Budget bedeutet in der Klimapolitik die Menge der CO2-Konzentration aus anthropogenen Quellen, die seit dem Anfang der Industrialisierung emittiert wurden und die noch emittiert werden können, um die globale Erwärmung unter Kontrolle zu halten. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Politik jetzt dringend agieren muss. Bis zum Jahr 2011 wurden schon 1.900 Mrd. Tonnen des Gases freigesetzt. In den letzten Jahren wurde die Ein-Grad-Grenze überschritten. Das bedeutet, dass vor allem für die Verbrennung fossiler Brennstoffe eine Alternative gefunden werden muss.
Die globale Erwärmung gehört zu den größten Herausforderungen der Menschheit und die moderne Politik bewegt sich jetzt an mehreren Fronten, um die globale Temperatur zu senken.
Politische Maßnahmen gegen den Klimawandel und die CO2-Abhängigkeit
Obwohl der Klimawandel heutzutage eine Vorrangstellung in den politischen Aktivitäten einnimmt, ist die Bewältigung des Problems eine sehr komplexe Aufgabe. Ungleichmäßige Globalisierung und Entwicklung führen zu starken Disparitäten und letztendlich zu Konflikten in der globalen Gesellschaft. Außerdem spielen auch kulturelle, geographische und wirtschaftliche Aspekte eine große Rolle. Der Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel kann nur durch eine internationale Kooperation erzielt werden.
Strategien und Ziele der EU
Die Europäische Union setzt sich die Reduktion der CO2-Emission um 80-95% bis 2050 zum Ziel. Um den Plan realisieren zu können, ist es notwendig, die Gesellschaft aus der CO2-Abhängigkeit zu befreien. Die Lösung ist die vollständige Umsetzung von „low-carbon“-Technologien, die die Energiegewinnung ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen ermöglichen. Verschiedene Lösungen in der Technik und zahlreiche Strategien sind schon vorhanden. Die verschiedenen technischen Innovationen von Wind- und Solaranlagen bis zu Flugdrachen, die auf höheren Schichten der Atmosphäre noch mehr Energie gewinnen würden, und auch die Nutzung der regionalen Potenziale könnten die Vollversorgung mit Energie garantieren. Wichtig dabei ist, dass alle Sektoren einen Beitrag zu der Reduktion der CO2-Emission leisten.
Alle Sektoren der Wirtschaft, die für die Emission des Treibhausgases CO2 verantwortlich sind – Energieversorgung, Industrie, Transport, Bauwesen und Agrikultur – haben große technische und ökonomische Potenziale, die zur Reduktion des CO2-Ausstoßes deutlich beitragen können. Die größten Potenziale besitzen Energie- und Stromsektoren, die bis 2050 fast vollständig mit erneuerbaren Energien gesteuert werden können. Transportemissionen könnten bis 2050 um circa 60 Prozent reduziert werden. Die Benzin- und Dieselmotoren könnten effizienter gestaltet werden und Hybrid- und Elektroautos würden eine zusätzliche Alternative bieten. Außerdem wird das Flugwesen und schwerer Transport von Biotreibstoff oder Elektrizität angetrieben. Die Haushalts- und Industrieemissionen könnten durch neue Strategien auch fast vollständig abgebaut werden. Der Agrikultursektor könnte durch Aufforstung und Reduktion der Tierhaltung ebenso einen großen Beitrag zu der Befreiung der Gesellschaft von CO2-Emissionen leisten.
Die oben genannten Ziele können durch internationale Zusammenarbeit realisiert werden. Politische Negoziationen sind ein Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel. Zu den bedeutsamen internationalen Abkommen gehören das Kyoto-Protokoll aus dem Jahr 1997 und das Pariser-Abkommen aus dem Jahr 2015. Beide Konferenzen drehten sich um das Thema Klimaschutz und um die Realisierung des Zwei-Grad-Zieles. Durch die internationalen Abkommen sollten die CO2– Emissionen minimiert werden. Außerdem sollte der internationale Emissionshandel in die Politik aller Länder der EU eingeführt werden. Der Handel regelt, wie viel CO2 jährlich emittiert werden darf. Der Emissionshandel gehört zu den wirksamsten Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel, wodurch er andere Länder in der Entwicklung des Emissionssystems inspiriert. Wesentlich ist auch die Investition in Bildung und die Steigerung des Umweltbewusstseins. In Deutschland wurde die „Dritte Mission“ initiiert. Es handelt sich um einen Wissensaustausch zwischen Wissenschaftlern und Bürgern, der die Bürgerinitiative und bewusste Entscheidungen steigern und unterstützen kann. Das soziale Engagement verbreitet sich rasant in den sozialen Medien. Verschiedene Projekte beweisen, dass das soziale Interesse im Kampf gegen den Klimawandel deutlich gestiegen ist. Jede Entscheidung, Deine und meine kleinste Initiative, steuern den Prozess der Veränderung im Kampf gegen den Klimawandel und beweisen dadurch, dass die Befreiung der Gesellschaft aus der CO2-Abhängigkeit realistisch ist.
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