KT 44 – Gesellschaftsspiele
„Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind“, ist einer der markigen Sprüche, mit denen sich Winston Churchill in unser kollektives Gedächtnis eingeprägt hat. Ob die Demokratie wirklich nur die beste unter den schlechten Regierungsformen ist und ob sie im Wettbewerb mit aktuellen autokratischen Staatsformen mithalten kann, dieser Frage gehen wir in der aktuellen Ausgabe des Karlsruher Transfers mit vielen Interessanten beiträgen nach.
Dr. Tobias Lindner, der bis vor kurzem noch als Doktorand am KIT geforscht hat und nun für die Grünen im Bundestag sitzt, schreibt in seinem Beitrag über das Zusammenspiel von Wissenschaft und Politik. Mathias Janke durchleuchtet in seinem Essay den Konkurrenzkampf zwischen den Staatsformen, der tunesische Journalist Amor ben Hamida schreibt mit Rami Baccar und Max Schmidt über die Chancen der Demokratie in Tunesien und Prof. Aurel Croissant vom politikwissenschaftlichen Institut der Uni Heidelberg hat mit uns unter anderem über die Erfolgsaussichten der Demokratie nach dem arabischen Frühling im nahen und mittleren Osten gesprochen.
Auch mit den Inneren gefahren für die Demokratie beschäftigt sich diese Ausgabe, Florian Wagenschwanz untersucht dazu Machtallokationen jenseits der Politik und Kathrin Schreiber analysiert die Chancengerechtigkeit in Deutschland im Bildungssystem. Die theoretischen Beschränkungen der Demokratie zeigt Philipp Rouast in seinem Beitrag aus sicht der Social Choice Theory auf.
Ein weiterer Themenschwerpunkt des Hefts ist die Veränderung geopolitischer Machtverhältnisse in den letzten Jahren. Dazu sprachen wir mit der ehemaligen Tagesthemensprecherin und Zdf-Chinakorrespondentin Gisela Mahlmann über die Rolle Chinas und mit dem ehemaligen Vizedirektor der Internationalen Atomenergiebehörde und senior fellow an der Harvard University Dr. Olli Heinonen unter anderem über den iranischen Atomstreit. „now this is not the end. it is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning“. Treffender als mit diesen Worten Churchills kann ich das Editorial nicht zu Ende bringen. Ich wünsche Ihnen in diesem sinne viel Spaß und einige spannende Einblicke beim Lesen dieser Ausgabe!
Thorsten Wahle
Chefredakteur