KT 40 – Wer kümmert sich um uns?

Unser Bildungssystem befindet sich im Umbruch. In praktisch allen Bereichen
gab es in den letzten Jahren massive Änderungen. Durch die massiven Studentenproteste der letzten Zeit wird klar, dass auch die Betroffenen mitreden wollen.

Von ALEXANDER SCHILLER, CHEFREDAKTEUR

Der Bologna-Prozess und die Komprimierung des Abiturs auf 12 Jahre zeigen, dass sich etwas bewegt im Bildungssektor. Man versucht der globalisierten Welt gerecht zu werden und das Bildungssystem zu vereinheitlichen und zu straffen um wieder mit der Weltspitze mithalten zu können.

Um dem entgegenzugehen trafen sich die europäischen Bildungsminister schon 1999 in Bologna. 29 von ihnen unterzeichneten eine Erklärung, die die reformbedürftigen europäischen Bildungssysteme voranbringen sollte und drei Hauptziele verfolgt: Die Förderung von Mobilität, internationaler Wettbewerbsfähigkeit und allgemeiner Beschäftigungsfähigkeit. Seither ist man an Hochschulen um die Umstrukturierung sämtlicher Studiengänge bemüht, deren Abschlüsse nun Bachelor und Master heißen. In Deutschland ist der Prozess vor allem durch den verzweifelten Versuch den neuen
Rahmen auf die alten Inhalte anzupassen geprägt. Kaum eine Universität passte ihre
Studieninhalte richtig diesem neuen System an, was zu übervollen Stundenplänen und
gestressten Studenten führte.

Doch die Studenten müssen nicht nur mit dieser massiven Veränderung im Hochschulwesen zurechtkommen. Im Dezember 2005 wurde vom baden-württembergischen Landtag das Gesetz der Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester verabschiedet. Diese sollen ausschließlich der Verbesserung der Lehre dienen und die teilweise miserablen Verhältnisse an den Universitäten beheben. In der Öffentlichkeit herrscht weiterhin Uneinigkeit darüber, inwieweit diese Verbesserungen tatsächlich erreicht wurden, oder ob nur teilweise der Landeshaushalt entlastet wurde.
Im Oktober 2009 zeigt sich der Unmut der Studenten auch erstmals deutlich auf den Straßen. Die Stimmen nach besseren Verhältnissen werden immer lauter. Angespornt von ähnlichen Bewegungen aus unserem Nachbarland Österreich werden auch in Deutschland zahlreiche Hörsäle besetzt um ein Zeichen für freie Bildung und bessere Studienbedingungen für alle zu setzen. Die Forderungen der besetzenden Studenten erstrecken sich aber nicht nur über die Studiengebühren und die Bachelor-Master-Reform. Sie fordern ebenso die Liberalisierung und Entbürokratisierung der Studiengänge, Einführung der verfassten Studierendenschaft in Baden-Württemberg und Bayern und setzen sich für bessere Bildung in ganz Deutschland ein. Wie dies zu dem Vandalismus in den Universitäten Berlin oder Frankfurt am Main passt, ist ebenso wie die Legitimation der Plena ein umstrittenes Thema. Sicher jedoch ist, dass die Studenten Aufsehen erregt haben! Hoffen wir, dass ihr Ruf gehört wurde.
Zukunftsprognosen sind beinahe unmöglich, aber die Frage nach der weiteren Entwicklung bleibt. Erstmals bewegt sich auch die Seite der Politik, welche mit Bildungsgipfeln und Fachkongressen erste Schritte geht, die Forderungen der Studierenden umzusetzen und so die Reform der Reform auf den Weg zu bringen. Die Öffentlichkeit wurde sensibilisiert und die Zeit wird zeigen, ob der anhaltende Protest von Studenten, Forschungs- und Lehrpersonal in den Köpfen der Bildungspolitiker tatsächlich etwas bewirkt oder nicht.

Inhaltsverzeichnis

  • Forschung

    • Das CHE Hochschulranking – Wie es entsteht und was dahinter steckt
    • Schatten der Elite – Im Gespräch mit Karl Ulrich Mayer
  • Lehre

    • KIT – ein MIT light? Interview mit Prof. Dr. Hippler, Präsident des KIT
    • Studiengebühren – Wohin sie fließen und was wir wirklich davon haben
    • Ein besseres Studium für alle?
    • Studiengebühren haben Wirkung gezeigt
    • Gratisausbildung für alle? Über die Diskussion zum Thema Studiengebühren
  • Wirtschaft

    • Der Deutsche Qualifikationsrahmen
    • Open Innovation gibt es nicht umsonst
    • Start Up – Cynora
  • Engagement

    • Bildungsproteste in Karlsruhe – Was bleibt?
    • Mehr Farbe für das Studium am KIT

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